Durch Kunst noch mehr “Seele”in den Bau bringen

Text: Regula Laux
Fotos : Jean-Marc Felix

Der Künstler Behrouz Varghaiyan und der CEO von Erne Holzbau platzieren eine Skulptur im Eingangsbereich der Halle.

Künstler Behrouz Varghaiyan stellt bei ERNE HOLZBAU in Stein aus

Welche Schnittstellen haben Kunstschaffende und Wirtschaftsbetriebe? In der Regel wenige, aber: KünstlerInnen verfügen meist über Werke, die sie gern ausstellen möchten und Industriebetriebe häufig über Raum, der bespielt werden kann. Und genau hier haben sich der Rekinger Maler und Bildhauer Behrouz Varghaiyan und die Firma ERNE Holzbau in Stein gefunden…

 REKINGEN/STEIN Das vor knapp zwei Jahren im Industriegebiet in Stein neu errichtete Bürogebäude der Firma ERNE Holzbau besticht sowohl durch seine architektonische Schlichtheit und Funktionalität, als auch durch die aussergewöhnliche Materialität: Holz in Kombination mit Lehmwänden. Ein offener, lichtdurchfluteter Bau, der die Mitarbeitenden und die Besuchenden bereits im Eingangsbereich freundlich empfängt, sei es im grosszügig gestalteten Kaffeebar-Bereich oder am riesigen, sanft geschwungenen Stehtisch auf dem die lange Firmengeschichte grafisch verewigt ist. Auch fällt der Blick der Ankommenden direkt auf die einladende Treppe, die in die beiden oberen Stockwerke führt, während sich der Lift etwas versteckt hinter den Lehmwänden befindet.

Tonnenschwere Metallskulpturen

«Ein toller Bau», findet auch der iranisch-schweizerische Künstler Behrouz Varghaiyan, «aber durch Kunst könnten wir hier noch mehr ‘Seele’ reinbringen», ist er überzeugt. Erst kürzlich musste er sein langjähriges Atelier, das sich über sechs Stockwerke im ehemaligen Holcim-Turm erstreckte, räumen. Der Turm ist zwischenzeitlich gesprengt worden, Varghaiyans Werke fanden zum Teil ein neues Zuhause im alten Steinbruch von Rekingen. «Ein glücklicher Zufall, über den ich sehr dankbar bin», erzählt der Eisenplastiker. Typisch für das Oeuvre von Behrouz Varghaiyan sind meterhohe, oft tonnenschwere Metallskulpturen, die leichtfüssig in der Landschaft zu stehen scheinen. Viele seiner Werke konnte er im In- und Ausland platzieren.

Gepresste Zeitungen und Holz

Doch zurück zum Zusammenspannen von ERNE Holzbau und Behrouz Varghaiyan: Der kunstaffine Erich Erne, der 2023 das Verwaltungsratspräsidium der ERNE Gruppe an seine Söhne Daniel und Christoph übergeben hat, sah das Potential und besuchte Behrouz Varghaiyan gemeinsam mit Patrick Suter, dem CEO von ERNE Holzbau, in seinem neuen Atelier in Rekingen. Nach einer ausgiebigen Werkschau war schnell klar, für welche Werke sich die beiden ERNE-Leute besonders begeistern konnten: «Die Skulpturen, die Behrouz aus gepressten Zeitungen erstellt hat, passen hervorragend in unser Gebäude», ist Erich Erne überzeugt. «Die Parallelen zwischen Holz und Papier sind ja klar und die gepressten und abgeflämmten Zeitungsstapel sehen wieder aus wie Holz», so Patrick Suter. Gesagt – getan. Nachdem die Verantwortlichen im Vorfeld die Platzierungen vor Ort festlegten, wurden die acht Werke am vergangenen Dienstag von Rekingen nach Stein transportiert. Am Mittwochmorgen fand dann eine interne Vernissage für die Mitarbeitenden statt. «Mir ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden wissen, was im Haus passiert», erklärt CEO Patrick Suter. Deshalb habe er Behrouz Varghaiyan gebeten, kurz selber etwas zu seinen Werken zu sagen.

Das Urteil darüber, ob die Kunstwerke von Behrouz Varghaiyan mehr ‘Seele’ in den ERNE-Bau bringen, sei jedem Betrachtenden selber überlassen. Auf jeden Fall handelt es sich hier um ein sinnstiftendes Zusammenspannen zwischen Kunst und Industrie, das gut auf NachahmerInnen treffen könnte.